Vulkanausbrüche und Lavaströme am Fagradalsfjall
Bereits im Februar 2021 schaute ich auf die Webcam. Denn Island erwartete einen Vulkanausbruch. Doch außer Autos, die zwischen Reykjavik und Keflavik unterwegs waren,
war nichts zu erkennen. Am 19. März war es dann soweit. Rotglühend sprudelte eine neue Lavaquelle. Ein Baby-Vulkan war geboren. Volleyballspiele und schwule Hochzeiten
wurden vor der Kulisse des ausbrechenden Vulkans ausgetragen. Und der Vulkan wuchs. Flutete ein Tal nach dem anderen mit frischer Lava. OK, da musst du hin!
So stieg ich schließlich sechs Mal auf den Fagradalsfjall, genauer: auf sichere Hügel und Berge, die den aktiven Vulkankrater überragten. Denn in den Tälern drohte
stets, dass man plötzlich inmitten glühender Lavaströme stand. Ich landete im Juli in Island.
Der Vulkan war mittlerweile zu einer stattlichen Größe angewachsen. Als ich zum ersten Mal dort war, kochte in seinem Krater eine rote Blutsuppe, die gelegentlich
über den Rand schwappte. Bei meinen nächsten Besteigungen zeigte sich der Vulkan als Lavageysir. Etwa alle 15 Minuten schossen für mehrere Minuten zum Teil sogar
bis zu 100m hohe Lavafontänen in die Luft. Die ausgetretene Lava verschwand in Tunnels unter den bereits erkalteten Krusten der Lava, die Tage und Wochen zuvor Täler auffüllte.
Bei meinen letzten drei Besuchen ergoss sich die frische Lava talwärts - ins Meradalir. Ich konnte mich gar nicht daran sattsehen, wie die glühenden Flüsse talwärts strömten -
und schießlich auch dieses Tal auffüllten.
Mal war die Lava zähflüssig kriechend, mal extrem flüssig und sogar laut plätschernd wie Wasser unterwegs. Einmal kam es zu einem Spill Over, da floss die frische Lava
grasbrennend mit bis zu 50 km/h über einen bis dato frischlavafreien Hang talwärts. Kaum waren die Glutflüsse am Erkalten, suchte sich pulsierend nachströmende Lava neue Wege.
So zeichnete die frische Lava ein weitgefächertes sich stets veränderndes Netz an Glutflüssen.
Es ist faszinierend zu sehen wie hier die Berge die Landschaft aufbauen und zerstören zugleich. Das las ich einst in einem Hüttenbuch. Ja, am Anfang war das Feuer.