Fronten- und Plumetektonik

Schmidt, P. (2011): Frontentektonik - eine andere Sichtweise auf die Plattentektonik, Dt. Geophys. Ges., 71. Jahrestagung, Köln.

Hier finden Sie das offizielle Abstract und die Vortragspräsentation.

Die Strukturen der Erdoberfläche werden als Folge einer durch Plumes induzierten Frontentektonik beschrieben, die die Plattentektonik so erweitert, wie diese einst die Hypothese der Kontinentaldrift verfeinerte.

Weil die exakte Definition einer Platte als ein Gebiet mit einer ringsherum klaren und geschlossenen Begrenzung durch lineare Gebiete tektonischer Aktivität schwierig ist (siehe z. B. Rift Valley), schlägt dieses Paper vor, statt durch das künstliche Definieren von Platten die Erdoberfläche durch die klar erkennbaren tektonisch aktiven Gebiete selbst zu strukturieren.

Vergleichende Beobachtungen zwischen Meteorologie und Geologie, verschiedenen terrestrischen Planeten und Maßstäben legen nahe, dass tektonische Strukturen der Erdoberfläche als Folge eines allgemeingültigen Prozesses begriffen werden können, der alle terrestrischen Planetenoberflächen gleichermaßen gestaltet.

Venus, Erde und Mars zeigen einen Hot-Spot-Vulkanismus, der es nahe legt, dass die allgemeine Form terrestrisch-planetarer Entgasung / Abkühlung eine konvektive Plume-Aktivität ist. In Analogie zur Meteorologie wechselwirkt eine Art Mantelwetter mit der Planetenoberfläche so wie die Konvektion in einem Lavasee mit dessen überzogener Kruste.

Auf der Erde kommt es so derzeitig vorübergehend zu einer durch Plumes induzierten vorherrschenden Frontentektonik. Diese sorgt durch Akkretionsprozesse für eine dichotomische Verteilung des Höhenniveaus, aus dem sich auf der Erde Ozeane und Kontinente ergeben. Die Venus zeigt heute eine tektonische Prägung, die in einem früheren Stadium auch auf der Erde vorherrschte. Die Marsoberfläche zeigt dagegen eine Art Endstadium endogener Dynamik, das auch die Erde noch erwarten könnte.

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struktureller Wassertiefenlinienplan
Atlantis-Seamount-Komplex (Klick liefert Blow-up)

Bathymetrische Struktur der Atlantis-Seamounts

Das Gebiet der Atlantis-Meteor-Seamounts ist für Peter Ausdruck einer Plume-induzierten Frontentektonik inmitten des Atlantischen Ozeans, östlich der mittelatlantischen Glutfront.

Als Peter 1990 an der Fahrt "METEOR 12/2 Ozelith" mit dem Forschungsschiff METEOR teilnahm, ließ ihn das an Bord zur Verfügung stehende Datenmaterial nicht mehr los. In seinem Kopf entstanden aus vielen kleinen Details zusammenhängende, faszinierende untermeerische Gebirgslandschaften. Ein Ziel der Reise waren damals auch die sogenannten Atlantis-Meteor-Seamounts, ein untermeerisches Vulkangebirge, das so nah an die Meeresoberfläche kommt, dass das Echo der Reflexionsseismik damals deutlich spürbar war. So fertigte Peter voller Faszination für die bizarren Landschaften unter dem Schiffskiel seine eigene, detailreiche Karte dieses Gebietes an.

Die Karte wurde zur genauesten seiner Zeit, sie ist dies vermutlich bis heute noch, und dennoch wurde sie nie wissenschaftlich veröffentlicht. Weil es war einfach nicht seine Aufgabe zu kartieren. Damit diese Karte nun nicht länger in Peters Archiv ein Dasein in Vergessenheit fristet, wird sie hier online gestellt. Die seinerzeit offizielle Bathymetrie des Atlantis-Seamount-Komplexes erschien z. B. im Meteor-Fahrtbericht 91-1 auf Seite 122 als Abbildung 51.

Christchurch und die Subduktionsfronten.

Der Vulkan Akaroa bei Christchurch markiert das Ende der sich südwärts fressenden neuseeländischen Subduktionsfront. Unter Japan gibt es die weltweit einzige richtige Okklusion von Subduktionsfronten. Und in der Ägäis gibt es kurz aufeinander folgende Fronten der Subduktion. Mitten im Atlantik bewegt sich eine gewaltige Glutfront westwärts und die Glutfront im östlichen Pazifik wird einfach von der kontinentalen Kruste überfahren. So spannend kann Seismologie und Tektonik sein.

Im Erdinnern herrscht eine Art Mantelwetter, das im Gegensatz zum Geschehen in der Atmosphäre den Gesetzen der Festkörperphysik folgt. Die resultierende Seismizität ist die Projektion des Geschehens an die Erdoberfläche. Großräumige Hochs z. B. unter Afrika und unter dem Pazifik und großräumige Tiefs wie unter Indonesien-Australasien und unter Amerika bilden durch Wechselwirkung mit der Erdoberfläche erdumspannende Fronten aus, vergleichbar den Warm- und Kaltfronten in der Atmosphäre....

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